Begonnen hatte die Gegendemonstration vom 02. April '05, zu der ein
breites Bündnis von Kirchen, Parteien, Gewerkschaften und Verbänden
aufgerufen hatte, noch sehr ruhig gegen zehn Uhr vormittags auf dem
Marienplatz. Hier sprachen neben OB Ude u.a. der Vorsitzende des DGB
für die Region München, Helmut Schmid, und die evangelische Bischöfin
Susanne Breit-Keßler ("Unser Protest gilt allen, die ein Menschenbild
ohne Anstand und Demut propagieren"). Auch die Schauspielerin Julia
Jentsch, die jüngst für ihre Darstellung der Sophie Scholl
ausgezeichnet worden war, sowie weitere Vertreter der Organisatoren
verurteilten den rechten Aufmarsch mit deutlichen Worten.
Wie von der Polizei vorhergesehen, hielt sich ein großer Teil der
Gegendemonstranten nicht an die örtliche Trennung der beiden
Kundgebungen und verließ den Marienplatz in Richtung Theresienwiese.
Dort sorgte ein Aufgebot von weit über 1.000 Polizeibeamten für
gebührenden Sicherheitsabstand der beiden Demonstrationsgruppen entlang
der Marschroute bis zum Sendlinger-Tor-Platz.
Die Mengenverhältnisse sprachen eine deutliche Sprache: nur einige
hundert so genannter Neonazis waren zu dem Aufmarsch erschienen und
mussten sich dort während des gesamten Marsches durch die Innenstadt
die lautstarken Schmähungen der gut 6.000 aufgebrachten
Gegendemonstranten gefallen lassen. Von den Marsch-Teilnehmern war bei
dem Lärm nichts zu hören und das inszeniert wirkende Stillstehen hinter
hochgehaltenen Transparenten am Sendlinger Tor machte die Teilnehmer
vor allem zum willkommenen Zielobjekt für Tomaten und Eier.
Die Gegendemonstranten, die Parolen skandierten wie "Haut ab" und
"Wir wollen keine Nazischweine", bestand zu einem beträchtlichen Teil
aus den auffällig gekleideten Vertretern der links-alternativen Szene,
die häufig von auswärts extra zu der Demo angereist waren. Es waren
jedoch auch etliche "normale" Münchner erschienen. Die Münchner Bürger
waren von dem Spektakel vor ihrer Haustür wenig beeindruckt. Eine
ältere Dame kommentierte den verzögerten Beginn des rechten Marsches
spöttisch mit den Worten "Diese 'neuen Deutschen' sind nicht gerade
pünktlich."
Viele Menschen hielten rote Karten in die Höhe. Als Zeichen des
Protestes waren weiße Rosen verteilt worden, die an die
Widerstandsgruppe während des Dritten Reiches erinnern sollten.
Allerdings hatten sich zur Provokation der Gegendemonstranten auch
einige Teilnehmer der Neonazi-Kundgebung diese Blumen an die Kleidung
geheftet. Die Polizei nahm rund 50 Personen fest, überwiegend aus dem
Lager der Gegendemonstranten. Zu der befürchteten Blockade des Marsches
kam es nicht.
Für ein Verbot derartiger Kundgebungen im Vorfeld
existiert derzeit offensichtlich keine rechtliche Grundlage, da sie
ordentlich angemeldet war und dadurch vom Recht auf Meinungs- und
Versammlungsfreiheit geschützt ist. Es bleibt zu hoffen, dass sich
derartige Kundgebungen in München nicht allzu bald wiederholen. Denn
die Rechnung für den Großeinsatz der Polizei trägt leider der
Steuerzahler.
Text und Bilder: © Albrecht Volk |