Italien in der Neuen Pinakothek: "Kennst Du das Land - Italienbilder der Goethezeit"
Die deutsche Sehnsucht nach Italien überfiel schon Goethe und seine
Zeitgenossen. Zwei Ausstellungen in der Neuen Pinakothek widmen sich
dem Blick der Künstler auf "das Land, in dem die Zitronen blühen".
"Kennst Du das Land - Italienbilder der Goethezeit"
Das derzeit neu erwachte Interesse an Rom habe bei der
Konzeption der Ausstellung zwar noch keine Rolle gespielt, sei aber
nichtsdestotrotz eine "gute Fügung", meint Prof. Reinhold Baumstark, Generaldirektor
der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Die Ausstellung "Kennst Du das
Land - Italienbilder der Goethezeit", die am 04. Mai von Staatsminister
Goppel eröffnet wird, stellt eine Bilderreise durch den Sehnsuchtsort
Italien dar, wie ihn die deutschen Künstler der Goethezeit gesehen und
gemalt haben.
Zu einem beträchtlichen Teil war der deutsche
Dichterfürst selbst für die neu aufgeflammente Sehnsucht nach dem
"irdischen Arkadien" verantwortlich, als er sich 1787 auf der Flucht
vor seinen Staatsgeschäften in Weimar auf seine erste Italienische
Reise begab. Inspiriert von dem klassischen Italienbild, zog es um 1800
viele deutsche Künstler nach Italien, auf der Suche nach den "idealen
Landschaften", wie sie Künstler des 17. Jahrhunderts wie Nicolas
Poussain und Claude Lorrain geprägt hatten.
Schon bald differenzierte sich das Interesse der Künstler
jedoch, führte weg von der idealen Landschaftsdarstellung hin zur Suche
nach der "schönen" Natur, zu genauer Naturbeobachtung, Interesse an
geologischen Phänomenen und kunstgeschichtlichen Motiven, bis zum
Festhalten des spontanen, subjektiven Eindrucks in der freien Natur.
Ein Anliegen der Ausstellung ist es auch, den Blick auf die
Inhaltsebene der Landschaften zu lenken, die heute oft nicht mehr
verstanden wird.
Die Ausstellung gruppiert die gut 120 Gemälde, Ölstudien
und Zeichnungen bewusst nach der Topografie der dargestellten Motive,
die sich vor allem auf Rom mit seiner näheren Umgebung, der Campagna
und Tivoli konzentrieren, aber auch auf den Golf von Neapel mit Capri,
Sorrent und dem damals seit dem 18. Jahrhundert wieder aktiven Vesuv
und schließlich auf die Insel Sizilien mit ihren historisch bedeutsamen
antiken Stätten.
Ein gelb-weiß gestreiftes Zelt - Zelte in Museen waren im
19. Jahrhundert sehr beliebt - zeigt in vier großformatigen Bilder von
Johann Christian Reinhart (1761 - 1847) die Ausblicke auf Rom in allen
vier Himmelsrichtungen, gesehen von der Villa Malta aus, dem Domizil
von König Ludwig I. von Bayern.
Die Ausstellung ist in Kooperation mit der
Ludwig-Maximilians-Universität entstanden. 13 Studentinnen und ein
Student der Kunstgeschichte haben unter der Leitung von Professor
Büttner die Ausstellung konzipiert. Auf diese Weise wollen die
Bayerischen Staatsgemäldesammlungen zur praktischen Ausbildung der
jungen Kunsthistoriker beitragen und Lehre in der Anwendung vermitteln.
Die Ausstellung entstand mit der Unterstützung der großen deutschen
Museen, aber auch Leihgaben aus Oslo und Wien sind zu sehen.
Parallel zu den Italienbildern der Goethezeit zeigt die Neue Pinakothek
Bilder von Rom aus der Frühzeit der Fotografie aus der Sammlung
Siegert. Lesen Sie unseren Artikel.
Text und Bilder: © Albrecht Volk
Bilder der Galerie: © Bayerische Staatsgemäldesammlungen
"Kennst Du das Land - Italienbilder der Goethezeit"
Ausstellung vom 04.05. bis 31.07.2005
Katalog (424 Seiten): 39,90 Euro
Eintritt:
9 Euro, ermäßigt 6 Euro
Sonntags 5 Euro, ermäßigt 3,50 Euro
Öffnungszeiten:
Täglich außer Di. 10.00 – 17.00 Uhr, Mi 10.00 – 20.00 Uhr (Dienstags geschlossen)
Artikel von: stadtteile-muenchen.de
Artikel URL: stadtteile-muenchen.de/dasat/index.php?cid=100234&conid=101611&sid=dasat