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Ein Blick für das Volk. Die Kunst für Alle |
Die Ausstellung konfrontiert Originalausgaben der Zeitschrift mit
Gemälden von Künstlern wie Lovis Corinth, Franz von Defregger, Franz
von Stuck, Hans Thoma sowie den Malern der Großen Deutschen
Kunstausstellungen und den Reproduktionen in Form von Postkarten und
Kunstdrucken. Der chronologische Bogen spannt sich von dem Bild
"Kränzchen" von Gabriel Max aus dem Jahr 1889 bis Udo Wendels Gemälde
"Die Kunstzeitschrift", ...
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das aus der Großen Deutschen Kunstausstellung 1940 von Adolf Hitler
gekauft wurde. "Kränzchen" zeigt eine Horde Affen, die auf ein
hochpreisiges Ölgemälde blicken - eine ironische Anspielung auf
Kunstkritiker und Publikum vor einem gemalten Original. Udo Wendels
Gemälde "Die Kunstzeitschrift" zeigt den Maler mit seinen Eltern beim
Betrachten einer Abbildung in "Die Kunst im Dritten Reich" - ernst,
sittsam und bildungsbeflissen; sechzig Jahre später erhält die
Reproduktion genauso viel Aufmerksamkeit wie das Original. Die
ausgewählten Werke haben den Blick zum Thema, den die dargestellten
Akteure auf Gegenstände ihres Interesses, auf den anderen oder auf den
Betrachter richten.
Am Eingang zur Ausstellung steht eine Litfaßsäule mit Zitaten aus "Die
Kunst für Alle". Diese Art der Präsentation auf einer Kultursäule nimmt
auf das bürgerlich-urbane Milieu der Leser Bezug. Im ersten Raum stehen
die zitierten Aufsätze und sämtliche Inhaltsverzeichnisse mit
Suchfunktion digital zur Verfügung.
Eine große Zahl der ausgewählten Ölgemälde stammt aus Depots. Werke,
die im späten 19. Jahrhundert allgemein bekannt waren, werden heute
nicht mehr öffentlich gezeigt und sind fast vollständig aus unserem
Bildgedächtnis verschwunden. Stark in den historischen
Entstehungszusammenhang eingebunden, sagen diese Werke auch heute viel
über die Vorlieben und Ereigniswelt der damaligen Betrachter aus: So
ist das Bild der Frau über Jahrzehnte von der Darstellung als Mutter
oder als Akt geprägt; der Mann präsentiert sich als einfacher Soldat
oder in der Pose des leitenden Militärs, als Bauer oder politisierender
Bürger. Auch Religion und Mythologie gehörten zu den bevorzugten
Themen. Die Künstler, die von der Zeitschrift "Die Kunst für Alle"
gefördert wurden, haben den Anschluss an die damalige Avantgarde -
heute die klassische Moderne - kaum gesucht. Ihre Werke eigneten sich
jedoch als Identifikationsangebot für eine große Mehrheit, während die
Avantgarde den Geschmack einer Minderheit ansprach.
Die Großen Deutschen Kunstausstellungen
Die Großen Deutschen Kunstausstellungen, die von 1937 bis 1944 im
damaligen "Haus der Deutschen Kunst" stattfanden, waren konstant sehr
gut besucht; die Ausstellung aus dem Jahr 1942 beispielsweise zog bei
einer Laufzeit von 34 Wochen über 800.000 Besucher an. Dieser Erfolg
erklärt sich auch aus der Kontinuität der Bildwelt, die den Themen des
19. Jahrhunderts verpflichtet geblieben war, und der
gegenständlich-realistischen Malweise, die als leicht verständlich
empfunden wurde. Die Ausstellungen galten außerdem als wichtigste
Leistungsschau deutscher Kunst.
Beispielhaft für die ästhetische Kontinuität von Bildmotiven ist "Das
Leben" von Raffael Schuster-Woldan. Das Gemälde wurde bereits 1905 im
Glaspalast ausgestellt und in "Die Kunst für Alle" als Meisterwerk der
Schau hervorgehoben. Jahrzehnte später, 1941, war es in der Großen
Deutschen Kunstausstellung zu sehen, in der Schuster-Woldan einen
eigenen Raum erhielt. Im Katalog als unverkäuflich deklariert, wurde es
dennoch von Hitler für 60.000 Reichsmark gekauft. Mit diesem Preis war
es zwischen 1937 und 1944 eins der am höchsten dotierten Bilder. Es
wurde 1942 in den Führerbau der Münchner Arcisstraße geliefert und nach
dem Krieg von den Amerikanern beschlagnahmt. Bis 1998 lagerte das
Gemälde im Hauptzollamt der Stadt München; heute gehört es zum Bestand
des Deutschen Historischen Museums in Berlin.
Zeitgleich finden in der Schirn Kunsthalle Frankfurt und den
Deichtorhallen Hamburg Ausstellungen zum übergreifenden Thema Kunst und
Demokratie statt.
Haus der Kunst
Prinzregentenstrasse 1
80538 München
www.hausderkunst.de
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